Frühlingsfarben

Der US-amerikanische Präsident und Twitterjournalist Donald Trump lebt den Traum vom heiligen Frühling. Die Zimmer und Flure seiner Arbeits-Residenzen duften nach Ewigkeit und sind weitgehend vergoldet, die Freizeit verbringt der Milliardär im Blumenmeer seiner Datscha Mar-a-Lago im floridanischen Palm Beach. Des Präsidenten Gesicht selbst ist ein Spiegel dieser Verhältnisse. Trumpelstilzchen hat das Haar zu Gold gewoben, seine Macher-Fassade leuchtet in gesundem Orange. Das tiefe Blau seiner Augen erinnert an das Farbspiel sonnenbeschienener Oligarchen-Pools, im hellen Teint, der seine Okulare umgibt, erkennen wir den gleissenden Muschelsand südlicher Strände. Gedichte orientalischer Opulenz ließen sich zum frühlingshaften Auftreten Donald Trumps verfassen, würden wir damit nicht die heimische Politik vernachlässigen. Ihr blüht alles, nur keine Poeme.

Österreichs Regierung hüllt sich traditionell in kaltes Grau. Das sendet Signale aus, die von der inneren Befindlichkeit der Protagonisten künden und von der allgemeinen Stimmung. Angst ist ein bestimmendes Motiv. Angst vor Allem. Dazu die Angst vor der Angst, die Angst vor der Angstlosigkeit, und in therapeutischer Absicht: Die Angstlosigkeit als Bewältigung der Angst. Die Farbe der Angst ist (zumindest in Österreich) die Farbe der Depression. Fahles Grau mit der Strahlkraft toter Regenbögen. Wir wollen nicht unbescheiden sein. Wer keine Experimente macht, kann nicht scheitern. In aller Regel ist der Minister kein bunter Vogel, sondern ein Graukautz mit ambitionsloser Hartnäckigkeit.

Hin und wieder brechen die Mitglieder der österreichischen Bundesregierung aus dem Gefängnis der Farblosigkeit aus und zeichnen einzelne Blümchen in die Luft. Der Innenminister gefällt sich in der Luftblumenmalerei, der Aussenminister (ein junger Wilder) malt mit dicken Strichen. Kanzler Kerns “Plan A“ indes war mehr Aquarell. “A“ wir Aster, Amaryllis und Azalee. “A“ wie Adonisröschen, Ackerdistel und Alpenglöckchen. “A“ wie Almrausch, Augentrost und Asphaltklee.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 25.3.2017.

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