Potus, Flotus, Peotus, Veep

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 05/2017 zum 1.2.2017.

Liebe Frau Andrea,
in Berichten über den neuen amerikanischen Präsidenten lese ich oft ein groß geschriebenenes Wort. Wieso nennt sich Trump POTUS?
Phillip Wagensonner, Karmeliterviertel, per Email

Lieber Phillip,

mit der Inauguration zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten wurde Donald J. Trump im Sprachgebrauch seiner administrativen Umgebung zu POTUS. Bis dahin hatte er als PEOTUS gegolten (dazu später). Das Akronym POTUS begann seine Karriere in den 1890ern als Telegraphisten-Abkürzung, es bedeutet: President of the United States. 1879 hatte der Journalist und Hochgeschwindigkeits-Morser Walter P. Phillips ein Code-Buch für telegraphische Kurzschrift publiziert. In der Liste praktikabler Abkürzungen beim teuren Telegraphieren findet sich SCOTUS für ‘Supreme Court of the United States’ (Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten). POTUS sollte bald folgen.

In der Praxis wird POTUS allerdings nicht als solcher angesprochen. Niemand in seiner Umgebung bemerkt etwa “schöne Frisur heute, POTUS!”, oder fragt, “darf ich POTUS den Koffer mit den Nuklearcodes bringen?” Das Kürzel wird eher hinter den Kulissen, in der Regel vom Büro, dem Kabinett und den Secret-Service-Schatten gebraucht. Dort etablierte sich in den 1980ern der Geheimdienst-Sprech FLOTUS („First Lady of the United States“) für Nancy Reagan. Einige Schwierigkeiten machte zunächst die Aussprache VPOTUS für ‘Vice President’. VP wird daher gemeinhin zu VEEP aufgeblasen. Wer VEEP sagt, meint damit heute den evangelikalen Trump-Stellvertreter Mike Pence.

Im Rahmen der ironischen Komponente der -OTUS-Akronyme sprach man Barack Obamas extensiv genützen Reden-Projektor als TOTUS an – als Teleprompter of the United States. Man wird sehen, ob der Begriff die Ära Trump überleben wird. Ebensolches darf von PEOTUS behauptet werden, dessen akronyme Urheberschaft Donald Trump zugeschrieben wird und das er zwischen erfolgreicher Wahl und Angelobung verwendete. Unschwer kann es als ‘President Elect of the United States’ dekodiert werden.

Schnitzellands Pendent zu POTUS wurde 1988 vom österreichischen Journalisten Erhard Stackl in dessen profil-Reportage „Auf einen Mokka nach Mekka“ geprägt. Anlass war eine der wenigen Auslandsreisen Kurt Waldheims. Die ironisiernde Erweiterung zum offiziellen Protokoll-Kürzel HBP lautet UHBP – ‚Unser Herr Bundespräsident‘.

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